Unser LSV-Kollege Peter berichtet von seiner Stammzellen-Spende und ermutigt jede:n, sich bei der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) registrieren zu lassen - so wie 48 Läufer:innen und Besucher:innen beim diesjährigen Airport Race!
Im ersten Teil seines Berichts beschreibt Peter seine Erlebnisse vom plötzlichen Anruf der DKMS bis zum Ergebnis seiner Voruntersuchung. Teil zwei startet an Tag fünf vor der Spende.
Vor mir liegt das Medikament. Eine Spritze mit zwei Kanülen und einer kleinen Durchstechampulle mit einer weißen trockenen Substanz. Mischen und Aufziehen des Medikaments sind kein Problem, die Anleitungen der DKMS erläutern jeden Schritt. Ein kleiner Piks. Das Medikament wird meinen Körper dazu animieren, mehr Stammzellen zu bilden und in die Blutbahn auszuschwemmen. Ich werde mir jetzt für fünf Tage, jeweils morgens und abends, dieses Medikament als Vorbereitung für die periphere Stammzellenspende spritzen. Nebenwirkungen? Es sind ein paar auf dem Beipackzettel, üblich sind grippale Symptome – ich bin gespannt.
Ich weiß, dass währenddessen irgendwo der oder die Empfängerin die sogenannten „Konditionierung“ erhält. Dabei wird das erkrankte Immunsystem durch eine Chemotherapie heruntergefahren. Der Gedanke daran lässt die Spritzen und mögliche Symptome aufs Neue unbedeutend erscheinen.
Zwei Tage noch bis zur Spende. Das mit den Spritzen klappt jetzt besser, dafür haben sich die grippalen Symptome tatsächlich eingeschlichen. Ab ins Bett, denn morgen ist ja schon die Anreise. Diese wurde wieder von der DKMS bestens geplant, gebucht und natürlich auch bezahlt.
Fünf Stunden an der Maschine und Sorge um den Kaffee
Noch ein Tag bis zur Spende. Nach einer entspannten ICE-Fahrt komme ich in dem gleichen Hotel an, in dem ich bereits zur Voruntersuchung übernachten durfte. Am nächsten Morgen geht es sehr früh zum Frühstück, denn die Entnahme der Stammzellen soll bereits um 8:00 Uhr starten. Im Gepäck habe ich eine kurze, bequeme Hose, da die Abnahme der Stammzellen bis zu fünf Stunden dauern kann.
Vor Ort werde ich schon erwartet. Ich soll mich in Ruhe umziehen und noch einmal vorsorglich auf die Toilette gehen. Da dies nach dem Kaffee beim Frühstück meine Hauptsorge ist, nehme ich dies dankend an. Und ich darf vorwegnehmen, dass dieser mich noch beschäftigen wird…
Ich darf auf einem sehr breiten, in allen Teilen verstellbaren medizinischen Stuhl Platz nehmen. Neben diesen steht eine große Maschine, das Apheresegerät. Dieses wird meine Stammzellen von meinen übrigen Blutbestandteilen trennen. Anne (Anm.: der Name wurde geändert), die zuständige Krankenpflegerin erklärt mir, dass sie ab jetzt bis zum Ende der Abnahme, zusammen mit einer der drei diensthabenden Ärztinnen, für mich zuständig und immer vor Ort ist. Kurze Abfrage, wie es mir geht und ob ich noch Fragen habe, dann geht’s los. Ich bekomme am rechten Arm einen venösen Zugang gelegt, durch den mein Blut, bis auf die separierten Stammzellen, mir wieder zugeführt wird. Am linken Arm erfolgt die Punktion mit einer starren Nadel, ähnlich wie beim Blutspenden. Über diese wird mein Blut zur Maschine geführt. Die Handgriffe von Anne und der Ärztin sind so eingespielt, dass es nur fünf Minuten dauert, bis ich „angeschlossen“ bin und mein Blut durch die Maschine fließt. Jetzt heißt es warten, bis sich der Beutel, in dem meine Stammzellen gesammelt werden, sich ausreichend gefüllt hat. Dies wird am Ende vier Stunden und 53 Minuten gedauert haben bzw. mein Blut fast fünfmal durch die Maschine geführt worden sein. Nebenbei erhalte ich über den Zugang nicht nur mein eigenes Blut zurück, sondern auch ein Medikament, das der Gerinnung entgegenwirkt, sowie eine kleine Calciuminfusion.
Zwischendurch meldet sich der Kaffee zurück. Aber auch hierfür gibt es eine Lösung. Ich werde kurzfristig von der Maschine abgestöpselt. Mein linker Arm, in der die starre Kanüle liegt, kommt in eine Plastikschiene, damit ich den Arm so gut wie nicht bewegen kann – so klappt auch der Toilettengang. Nach etwas mehr als vier Stunden erhält Anne eine Meldung aus dem Labor. Gleich morgens wurde eine Probe meines Blutes auf die Quantität und Qualität der Stammzellenuntersucht. Jetzt kann Anne berechnen, wie lange ich noch an der Maschine hängen muss. Nach ca. einer weiteren halben Stunde erklärt mir Anne, dass die geforderte Menge erreicht ist. Nachdem ich von allen Schläuchen und Nadeln befreit bin, erhalte ich zwei dicke blaue Verbände und darf für ein kurzes Foto meine Stammzellen in den Händen halten. Die, so erklärt mir Anne, werden jetzt zunächst eingefroren und in das Krankenhaus geliefert, in dem der:die Empfänger:in auf die Stammzellen wartet.
Ich werde noch ca. eine halbe Stunde weiter medizinisch betreut, bekomme etwas zu essen und zu trinken sowie ein kleines Dankeschön von der DKMS. Dann darf ich gehen.
Zwei Wochen später erhalte ich die Nachricht, dass meine Stammzellen erfolgreich einer Person transplantiert worden.
Rückblick: Wenige Symptome für eine zweite Chance auf Leben
Die Verbände konnte ich nach einer Stunde entfernen. Die grippalen Symptome waren zwei Tage nach der Spende verschwunden. An die Spritzen denke ich schon lange nicht mehr. Die Blutuntersuchung nach sechs Wochen hat gezeigt, dass alle Werte wieder im Normalbereich liegen. Zu keinem Zeitpunkt hatte ich Schmerzen und ein Unwohlsein, das wirklich nennenswert wäre, und fühlte mich immer bestens betreut. Wenn ich nochmal einen Anruf aus Tübingen erhalte, gehe ich sofort ran und meine Antwort wird wieder „Na klar!“ sein.
Für Informationen zur DKMS und einer möglichen Registrierung schaut HIER auf die Seite der DKMS.